Schollheimtag 2022 am 11. November 2022
Eröffnung
Mit etwas Verspätung ( wegen der vorausgegangenen Eröffnung der Gedenkecke ) wurde die Hauptveranstaltung im Großen Saal gegen 20 Uhr von Rebecca Osburg und Oscar Perez (Heimrat) und Prof.Dr. Peter von Rüden (Vorstandsvorsitzender des Vereins Studentenwohnheim Geschwister Scholl e.V.) eröffnet…
Full House
Begrüssung der Ehrengäste
Vorstandsmitglied des Vereins Studentenwohnheim Geschwister Scholl e.V. Dr. Werner Ortinger begrüßte im Namen des Vereins u.a. die Ehrengäste: Stadträtin Barbara Likus (stellvertr.Vorsitzende), Thomas Knappstein (Beisitzer), Prof.Dr. Göran Kauermann (Beisitzer), RA Erwin Brandl (stellvertr.Vorsitzender, vorn mit dem Rücken zur Kamera) sowie stellvertretend für die Verwaltung die Heimleiterin Frau Alexandra Filser (Rechts hinten)…..
Einstimmung in den Abend
Zur Einstimmung in den Abend folgte ein Musikstück von Lana del Rey (Mariner´s Apartment Complex- Gitarre und Gesang) - vorgetragen von Pablo Jerez Arnau…
Festvortrag von Dr. Hildegard Kronawitter
Der musikaliscjhen Einstimmung folgte der Festvortrag des Schollheimtags 2022 von Dr. Hildegard Kronawitter, Vorstandsvorsitzende der Weiße Rose Stiftung e.V. zum Thema:
80 Jahre Weiße Rose: Ist sie noch relevant?
Ärgerlich sei in diesem Zusammenhang, so Kronawitter, dass neuerdings Symbole, die für die Weiße Rose stehen, mißbräuchlich verwandt werden. Dies missbilligen wir ebenso wie die Nutzung von Namen von Mitgliedern der Weißen Rose in Fake-Schreiben an AmtsträgerInnen. Die Widerstandsgruppe Weiße Rose steht zeitübergreifend für Freiheit, Toleranz und Achtung der Menschenwürde.
Wer aggressiv und ausgrenzend gegen Minderheiten und Andersdenkende vorgeht, kann sich nicht auf sie berufen. Er verstößt vielmehr gegen die ethischen Grundprinzipien, für die die Weiße Rose nach wie vor steht. Wir halten es daher für verwerflich, wenn einzelne Personen der Widerstandsgruppe aktuell aus höchst durchsichtigen parteipolitischen Werbezwecken als Gallionsfiguren missbraucht werden.
Die Widerstandsgruppe Weiße Rose hat 1942/43 in sechs Flugblättern an das Gewissen und die Verantwortung der deutschen Bevölkerung appelliert, für Freiheit und Frieden einzutreten. Damals wurden Millionen Menschen ausgegrenzt und ermordet, heute gilt es, eine liberale, offene Gesellschaft zu erhalten und unsere Demokratie zu sichern.
Die Weiße Rose Stiftung e.V. sieht es als ihre Aufgabe, über die Auseinandersetzung mit der NS-Diktatur das Bewusstsein für unsere Gegenwart zu schärfen und sich gegen eine Instrumentalisierung hochgeachteter Personen des Widerstands zu wenden. Der aktuelle Missbrauch durch Vertreter der AfD ist auf das Schärfste zu verurteilen.
Wenn wir heute von der Weißen Rose sprechen, dann denken wir meist an eine - eher kleine politische Widerstandsgruppe, die Flugblätter gegen den Nationalsozialismus verbreitete und deren wohl berühmteste Vertreter die Geschwister Sophie und Hans Scholl sind. Es handelte sich eher um einen losen Freundeskreis als um eine feste Gruppe. Und dessen Kern wiederum hatte Freunde und UnterstützerInnen in ganz Deutschland. Außerdem gehen die ersten vier Flugblätter allein auf Alexander Schmorell und Hans Scholl zurück. Die beiden betitelten diese als „Flugblätter der Weißen Rose“ woher die heutige Bezeichnung für den gesamten Widerstandskreis stammt. Zum Ursprung dieses Namens gibt es verschiedene Theorien.
Im GeStaPo-Verhör sagte Hans Scholl: „Der Name, die „Weiße Rose“, ist willkürlich gewählt. Ich ging von der Voraussetzung aus, dass in einer schlagkräftigen Propaganda gewisse feste Begriffe da sein müssen, die an und für sich nichts besagen, einen guten Klang haben, hinter denen aber ein Programm steht.“ Scholl und Alexander Schmorell hatten sich während des gemeinsamen Medizinstudiums an der LMU in München kennengelernt. Erst nachdem sie vom Fronteinsatz (als Sanitäter) zurückkehrten, also ab Herbst 1942, ist belegt, dass sich weitere Personen dem Widerstandskreis anschlossen. Sophie Scholl studierte Biologie und Philosophie. Professor Kurt Huber unterrichtete Philosophie,Psychologie und Musikwissenschaft. Sie alle verband eine tiefe Abneigung gegen die Unfreiheit, die das Leben ihnen im nationalsozialistischen Deutschland auferlegte.
Diese Opposition äußerte sich z.B. anläßlich gemeinsamer Leseabende, bei denen verbotene Literatur gelesen und besprochen wurde, aber auch Informationen von Radio BBC London, deren Abhören strengstens verboten war, ausgetauscht wurden. Nachdem Hans Scholl und Alexander Schmorell als erste beschlossen zu handeln, verfassten sie innerhalb von nur zwei Wochen, die ersten vier Flugblätter der Weißen Rose.
Kronawitter wies in diesem Zusammenhang darauf, dass man sich heute kaum mehr vorstellen könne, welche Schwierigkeiten in der Kriegszeit mit kontrollierter Papierrationierung das Erstellen und Vervielfältigen von Flugblättern bereitet habe. Sophie Scholl besorgte (streng rationiertes!) Vervielfätigungsmaterial und half ebenso wie Willi Graf bei der Verbreitung der nächsten Flugblätter. Professor Kurt Huber verfasste das 5. und 6.Flugblatt mit und Christoph Probst entwarf den Text für ein siebtes Flugblatt, das nie veröffentlicht wurde. Da Besitz und Weitergabe „Regimefeindlicher Schriften“ streng verboten waren, begaben sie sich damit wissentlich in Lebensgefahr. Dies galt ebenso für all jene vertrauenswürdigen Freundinnen und Bekannten in Ulm , Stuttgart, Saarbrücken, Bonn, Freiburg, Hamburg und Chemnitz, die mithalfen, Flugblätter in diesen Stätten zu verbreiten. Dank Ihrer aller Unterstützung, konnten die Flugblätter 5 und 6 in Tausendfacher Auflage Deutschlandweit verbreitet werden.
Bei der Verteilung des letzten Flugblatts der Weßen Rose wurden Hans uns Sophie Scholl am 18.Februar 1942 festgenommen. Im Verhör wurde seitens der Gestapo versucht, Sophie Scholl „noch eine Brücke zu bauen“ um der Todesstrafe zu entgehen, doch sie blieb auch hier den Idealen der Gruppe treu.
Abschließend wies Kronawitter in ihrem Referat darauf hin, dass in der Gruppe zudem Ideen für eine Nachkriegsordnung existierten, die auch heute noch aktuell sind und bleiben: Freiheit der Rede, Schutz des einzelnen Bürgers vor der Willkür verbrecherischer Gewaltstaaten, denn das sind die Grundlagen des neuen Europa! Damit haben sie Ziele gesetzt, deren Verwirklichung immer noch tagesaktuell sind…
Musikeinlage
Dem Referat folgte als Musikeinlage das „Nocturne von Chopin Op.72 Nr-1“, vorgetragen von Marianna Pfeiffer :
Schollheimfahrt Budapest
Als nächstes stand als studentischer Beitrag der Bericht über die Schollheimfahrt nach Budapest von Antonia Jost, Johannes Dickhaut, Marina Gaetta und Sarah Ziegler auf der Tagesordnung……der wegen seiner lustigen Zwischenfälle ( Befreiung aus einem Aufzug durch die Feuerwehr) für allgemeine Heiterkeit im Saal sorgte…Zugleich warben die Berichterstatter für mehr Beteiligung für die nächste Schollheimfahrt.
Abschluss mit Musik
Den Programmteils dieses Abends beendete noch eine musikalische Darbietung des Titels „Imagine von John Lennon. - interpretiert von Viktoriia Matt, Gesang - begleitet von Sarah Ziegler am Klavier.,.
Danksagung und Hinweis
Im Namen aller Bewohner und der Gäste bedankten sich Oscar Perez und Rebecca Osburg für den Heimrat bei allen Mitwirkenden dieses Abends und wiesen noch auf den später anschließenden Barabend hin…
Das Buffet - na endlich!
Gleichzeitig erkklärten sie das traditionelle „Büffet der Nationen“ für eröffnet…